{Mit Gott in Berührung kommen}

Unsere Firmkandidaten erleben eine besondere Firmvorbereitung

Es war mucksmäuschen still im Aufenthaltsraum des Jugendheims St. Berthildis in Mönchzell bei Sinsheim, nur wenige Kilometer entfernt von der A 6, wo die Concorde und andere Flugzeuge auf das örtliche Verkehrsmuseum aufmerksam machen. Schon zum zweiten Mal hatten sich dort rund zwanzig Jugendliche und junge Erwachsene aus Karlsruhe, Landau und Stuttgart versammelt, um sich mit insgesamt acht Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern auf die Firmung vorzubereiten, die am Vortag des ersten Adventssonntags in Karlsruhe stattfinden wird. Jetzt galt ihre Aufmerksamkeit einer Weggenossin: Svenja aus Landau.

... Die 19-jährige angehende Erzieherin ist nämlich noch nicht getauft. Eine Landauer Firmkandidatin – die beiden kennen sich, weil sie Haus an Haus wohnen – konnte sie neugierig machen auf die Firmvorbereitung der drei alt-katholischen Kirchengemeinden. Svenja hatte zwar schon einige Berührungspunkte mit der Kirche – Religionsunterricht im Rahmen ihrer Erzieherinnenausbildung und die Mitgliedschaft bei den Pfadfindern – aber das waren eher Äußerlichkeiten. Die Firmvorbereitung dagegen führte sie an die grundlegende Frage heran, ob sie sich taufen lassen möchte oder nicht. Vor kurzem hat sie diese Frage nun entschieden: Sie möchte, und zwar in der Gemeinschaft der Firmkandidatinnen und Firmkandidaten, mit denen zusammen sie dann auch aus der Hand von Bischof Joachim Vobbe das Sakrament der Firmung empfangen wird.

Voller Andacht verfolgten die jungen Leute bei der sonntäglichen Eucharistiefeier – ein Höhepunkt des Firmwochenendes – die auf die Taufe hinführenden Rituale. Zuvor hatte Svenja ganz offiziell ihren Taufwunsch geäußert. "Du wirst bezeichnet mit dem Kreuz Christi", hatte ihr Vikarin Alexandra Caspari daraufhin geantwortet und auf ihre Stirn jenes Symbol gezeichnet, das für Christen nicht nur einen Pfahl des Todes, sondern den Baum des Lebens darstellt. Nun nahm die Seelsorgerin, die in den Gemeinden Karlsruhe und Landau ihr Vikariat absolviert, das Gefäß mit Katechumenenöl in die Hand. Tags zuvor hatten die jungen Leute erfahren, welche Bewandtnis es mit dem Öl auf sich hat. "Mit Gott in Berührung kommen", lautete nämlich die Überschrift des zweiten von insgesamt drei mehrtägigen Vorbereitungstreffen. Da war die Rede vom Segnen und vom Handauflegen, von Öl und von Salbungen, von Brot und von Wein – und das nicht nur theoretisch, sondern auch ganz praktisch: Gegenseitig stärkten sich die Jugendlichen den Rücken. Sie gaben sich zu spüren, wie ermutigend das beherzte Zupacken an den Schultern mit beiden Händen zugleich sein kann. Sie ließen das Ruhen der Hände auf dem Kopf auf sich wirken. Sie gestalteten sich schweigend kleine Kreuze aus Kupfer und Edelsteinen, während ihnen von Zeit zu Zeit ein kurzer biblischer Text vorgelesen wurde. Und sie fertigten – ebenfalls schweigend und auf entsprechende Texte lauschend – Salben an. Jetzt waren sie aufgefordert, Svenja mit dem Katechumenenöl jeweils ein Kreuz in ihre ausgestreckten Hände zu zeichnen – ein alle ergreifendes Geschehen. "Die Kraft Christi, des Erlösers, stärke und schütze dich", hatte Vikarin Caspari zuvor deutend gesagt.

Zeichenhaft und meditativ ging es auf beiden bisherigen Wochenenden zu. Beim ersten Treffen im Frühjahr stellten die Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 22 Jahren mit Hilfe von verschiedenfarbigen Wollfäden ihre Lebens- und Glaubensgeschichte dar und bildeten die einzelnen Ereignisse mit Legematerial symbolhaft ab. Dabei hörten sie Geschichten vom mitgehenden Gott und von Jesus, der zwei seiner Jünger auf ihrem Weg der Trauer und Hoffnungslosigkeit begleitete, bis ihnen dann beim Brechen des Brotes die Augen aufgingen und sie ihn erkannten. Das dritte Treffen, ein verlängertes Wochenende im Herbst, wird in einem Karmel im französischen Burgund stattfinden, nicht weit weg von Taizé. "Durst nach mehr" ist es überschrieben, und es wird in die Geheimnisse der Spiritualität einführen. Zu Fuß wird es von Mazille, wo der Karmel ist, nach Taizé gehen – ein Weg durch das herbstliche Burgund, der sicher auch zu Dursterfahrungen führen wird. Ein Höhepunkt wird dabei Svenjas Taufe werden: Mitten auf dem Weg, in Colange, gibt es eine kleine romanische Kirche, in der Vikarin Alexandra Caspari der 19-Jährigen das Sakrament spenden wird. Danach wird es weitergehen nach Taizé: Dort sind ein Gespräch mit einem der Brüder und die Teilnahme an der abendlichen Auferstehungsfeier geplant. Auch im Carmel de la Paix wird es voraussichtlich ein Gespräch geben, und die Jugendlichen werden sich am Gebet der zum großen Teil jungen Schwestern beteiligen.

Ganz praktisch, so hoffen Alexandra Caspari und der Stuttgarter Pfarrer Joachim Pfützner, werden die jungen Leute so Erfahrungen mit dem Glauben machen. Die Wochenendtreffen mit ihren Tagzeitengebeten im Geiste von Taizé und die zum großen Teil selbst zubereiteten Mahlzeiten bieten dabei eine bestärkende geistliche Gemeinschaft. Das bedeutet allerdings nicht, dass es in Mönchzell nur still und mit großem Ernst zugegangen wäre. Großzügig angelegte Pausen boten genügend Gelegenheit zu sportlicher Betätigung. Die Abende waren mit Activity-Spielen, gemeinsamem Singen – auch mehrstimmig – und mit Lagerfeuerromantik gefüllt. So wuchs das Gemeinschaftsgefühl unter den jungen Leuten ganz schnell und intensiv, was sich dann auch in den Überlegungen zur Feier der Firmung niederschlug: Aus ursprünglich getrennt geplanten Firmgottesdiensten wird nun mit Zustimmung von Eltern und Gemeindemitgliedern ein gemeinsamer, und aus den sonst üblichen privaten Nachfeiern in den einzelnen Familien wird ebenfalls ein großes gemeinsames Fest. (Nachricht vom 21.07.2005)