„Danktag für die Eucharistie“ – so ist im Eucharistiebuch unseres Bistums jener Tag überschrieben, der in den Kalendern „Fronleichnam“ genannt wird. Was kaum noch bekannt ist: Das Fest verdankt sich dem Impuls einer Frau. Die 1258 verstorbene Juliana von Lüttich hatte eine Vision, aus der hervorging, dass der Kirche ein Fest fehle, das eigens die Gabe der Eucharistie feiert. Daraufhin ordnete der Lütticher Bischof Robert 1246 ein solches Fest für sein Bistum an. Überregionale Bedeutung sollte es bekommen, nachdem in Papst Urban IV. ein Lütticher nach Rom kam und 1264 das Fest für die ganze lateinische Kirche vorschrieb. Doch fand diese Anordnung zunächst kaum Resonanz. Lediglich in Ungarn und in einigen Orden wurde es eingeführt, darunter vor allem in Frauenklöstern, die sich darüber freuten, dass das Fest ursprünglich aufgrund der Anregung einer Frau zustande gekommen war. Erst das Konzil von Vienne 1311/12 trug dazu bei, dass der Danktag für die Eucharistie in immer mehr Orts- und Nationalkirchen Einzug hielt. In diese Zeit fiel auch seine Verknüpfung mit einer Prozession, die wenig später das unter den Gläubigen zugenommene Schauverlangen aufnahm und zur Einführung der Monstranz führte. Das Tridentinische Konzil stellte dann den katholischen Bekenntnischarakter des Fronleichnamsfestes heraus und trug dazu bei, dass sich die Prozessionen zu konfessionellen Demonstrationen entwickelten. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil setzte schließlich eine Neubesinnung ein, die, biblisch fundiert, auch dem ökumenischen Gedanken Rechnung tragen sollte und eine Verehrung der Eucharistie weniger im Schauen als vielmehr in ihrer Feier sah. Damit verloren die Prozessionen an Bedeutung und wurden an vielen Orten ganz abgeschafft.
Knapp hundert Jahre vorher hatten die Alt-Katholiken im Rahmen dringender Reformen Ähnliches beschlossen. Fronleichnam sollte als Danktag der Eucharistie mit deren Feier, nicht aber mit pompösen Prozessionen begangen werden. In diesem Sinne feiern wir auch in unserer Gemeinde jenen Feiertag, der am ersten Donnerstag in der sogenannten festlosen Zeit begangen wird (also nach dem Dreifaltigkeitssonntag) und in den Kalendern „Fronleichnam“ heißt. Seit 2010 tun wir das gemeinsam mit unserer evangelischen Nachbargemeinde in Stuttgart, der Leonhardsgemeinde. Wir wollen damit zum Ausdruck bringen, dass die Eucharistie Menschen zusammenführen will – auch über Konfessionsgrenzen hinweg. Grundlage dafür ist die Vereinbarung über eine gegenseitige Einladung zur Teilnahme an der Eucharistie, die 1985 zwischen der EKD und dem Katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland getroffen wurde.