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{Zum Nachdenken}  Das Geleitwort des aktuellen Gemeindebriefs

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(Okt./Nov. 2005, kontakt 148)

{Die „letzten Dinge“ – etwas praktischer gesehen}

Ein Passionsbild im Herbst? Das Titelbild dieser Kontakt-Ausgabe irritiert. In Wirklichkeit ist es aber gar nicht so weit weg von dem, was uns im Herbst bewegt. Denn der Herbst ist nicht nur mit dem Erntedankfest verbunden, sondern auch mit dem Gedächtnis unserer Verstorbenen und mit der Betrachtung der so genannten „letzten Dinge“. Gemeint sind damit Fragen, die „das Ende“ betreffen: das Ende der Welt ebenso wie das Ende eines menschlichen Lebens.

Das Bild von der Kreuzabnahme Jesu bringt aber noch ein anderes Verständnis von den „letzten Dingen“ zur Sprache, nämlich Fragen, die sich viele schon im Vorfeld des Todes stellen (zumindest diejenigen, die der Wirklichkeit des Todes nicht aus dem Weg gehen). Wie will ich bestattet werden? Wo soll das geschehen? Wer soll dafür sorgen? Und was wird aus der Grabstätte?

Ich hatte in den letzten Jahren zahlreiche Gespräche über solche Fragen. Und ich habe gelernt, dass sich damit große Sorgen verbinden. Kann ich es meinen Angehörigen überhaupt zumuten, sich um die mich betreffenden letzten Dinge zu kümmern? Kann ich ihnen zumuten, meine Grabstätte zu pflegen? Kann ich von ihnen erwarten, dass sie posthum Geld für mich ausgeben? Manche fragen sich auch, wer sie bestatten wird und in welchem Rahmen das geschehen soll. Da geht es nicht nur um das Religiöse, sondern auch um das riesige Gebiet einer alt-katholischen Gemeinde und um die Tatsache, dass die Kontakte zum Pfarrer kaum oder gar nicht bestehen. Gelegentlich wird auch gefragt, ob eine kirchliche Bestattung von den Angehörigen überhaupt mitgetragen wird. Längst gibt es eine Fülle von Alternativen. Der Ruf nach anderen Bestattungsformen, zum Beispiel auch außerhalb von Friedhöfen, wird immer lauter. Und das Gefühl, den Angehörigen nach dem Tod nicht auch noch zur Last fallen zu müssen, etwa durch die Pflege der Grabstätte, wird bedrängender. Immer wieder höre ich, dass Gemeindemitglieder eine anonyme Bestattung erwägen. Das bedeutet: Sie werden an einer nicht näher bezeichneten Stelle begraben. Wenn sie es wünschen, sogar ohne Trauerfeier. Und ohne Öffentlichkeit.

Was können wir als Gemeinde, was kann ich als Pfarrer tun, um den Sorgen und Befürchtungen, die diesen Fragen und Erwägungen zugrunde liegen, zu begegnen? Wie finden wir zur Haltung eines Josef von Arimathäa, der, statt wie die anderen Jünger wegzulaufen, sich dem Tod Jesu stellt und ganz selbstverständlich zu einem letzten Liebesdienst bereit ist, selbst auf die Gefahr hin, an Ansehen zu verlieren, weil er sich zu Jesus bekennt – etwas, das er, wie der Evangelist Johannes berichtet, vorher nur bei Nacht, also heimlich getan hat? Sogar die eigene Grabstätte stellt er zur Verfügung. Und er investiert in teure Salben und Öle, mit denen der Leichnam, in ein Leinentuch gewickelt, bestattet wird, „wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist“.

Ich lade Sie ein, den Herbst zum Anlass zu nehmen, über diese Fragen nachzudenken. Und ich ermutige Sie, mit uns Seelsorgern darüber zu sprechen.

Joachim Pfützner

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Ältere Geleitworte "Zum Nachdenken" sind unter der Rubrik "Texte" im Archiv nachzulesen.

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