{Katharina von Alexandrien}
ist seit Fertigstellung unserer Kirche 1865 deren Namenspatronin. Eine
Steinskulptur im Kirchenschiff ruft sie uns ins Gedächtnis.
Typisch für die Darstellung der Märtyrerin des 4.
Jahrhunderts sind ein zerbrochenes Rad und ein Schwert. In der
Steinskulptur unserer Kirche sind beide nur angedeutet: das Rad ist
gerade einmal zu einem Viertel abgebildet und dem Schwert fehlt die
Spitze. Ob dies beabsichtigt ist oder auf Schäden
zurückgeführt werden muss, lässt sich nicht genau
ermitteln. Aber es kann durchaus eine Botschaft darin stecken.
In einer mittelalterlichen Legende über das Leben der Heiligen
wird im Blick auf deren Martyrium erzählt, ein Engel des Herrn
habe das Rad zerstört, mit dem die alexandrinische
Königstochter bestraft werden sollte, weil sie sich trotz
kaiserlicher Anordnung weigerte, den Götterbildern zu opfern
– ein Rad, das eigentlich aus vier Eisenrädern bestanden
haben soll, versehen mit spitzen Nägeln. Weiter wird erzählt,
dass der Kaiser, als dies nichts fruchtete und daraufhin sogar die
Kaiserin sich laut als Christin bekannte, beide mit dem Schwert
hinrichten ließ. Aber die Geschichte endet nicht damit. Sie
berichtet, aus Katharinas Leib sei nach der Enthauptung kein Blut,
sondern Milch geflossen, und Engel hätten ihren Leichnam
aufgehoben und ihn zum Berge Sinai getragen, an den Ort, wo einstmals
Gott dem Mose die Gesetzestafeln gab. Die Legende nimmt dem Schwert die
Spitze.
Ein zerbrochenes, nur zu einem Viertel abgebildetes Rad und ein Schwert
ohne Spitze: Beides bringt zum Ausdruck, dass die Machtmittel dieser
Welt angesichts der Gaben Gottes keinen Bestand haben. Den Frieden, den
Gott schenkt, und seine Liebe im Herzen: Das kann kein Machtmittel
dieser Welt zerstören. Die Märtyrer und Märtyrerinnen
der Kirche bekunden mit ihren Lebensgeschichten, was wir auch an Jesus
ablesen dürfen: Gott steht uns rettend zur Seite, so wie er Jesus
rettend zur Seite gestanden ist. Das gilt. Es gilt auch in extremster
Not. Es gilt in unsäglicher psychischer Belastung. Es gilt in
heftigen und kaum aushaltbaren Schmerzen. Es gilt, wenn alles
zusammenbricht und nichts mehr geht und der Tod eine Erlösung
bedeutet. Zu allen Zeiten haben Christen und Christinnen daraus Kraft
geschöpft. Und sie erschienen dadurch stärker als das, was
sie bedrohte.
Gelegentlich fragen wir uns, was es bedeutet, Katharina von Alexandrien
als Kirchenpatronin zu haben. Mit unseren diakonischen Projekten Kathys
Vesper und Café Strich-Punkt versuchen wir, den
verhängnisvollen Kreislauf der Menschen, die hier zusammenkommen,
zu durchbrechen, versuchen Zuwendung zu geben, wo sonst keine ist;
Perspektiven aufzuzeigen, wo keine in Sicht sind; Hoffnung zu wecken,
wo alles hoffnungslos zu sein scheint. Den immer härter werdenden
gesellschaftlichen Entwicklungen versuchen wir etwas entgegenzusetzen,
was geradezu bescheiden ist und wie ein Tropfen auf den heißen
Stein wirkt. So wie Katharina den Machtmitteln des Kaisers allein ihren
Glauben gegenüberstellt.
Als zahlenmäßig kleine Kirche lassen wir uns nicht
entmutigen von den Möglichkeiten, auf die die uns umgebenden
größeren und reicheren Schwesterkirchen zurückgreifen
können. Letztlich sind das nur Äußerlichkeiten.
Wichtiger sind die Dinge, die nach innen gehen: die Botschaft vom
Frieden mit Gott, von der Hoffnung auf Gottes Herrlichkeit, die nicht
untergeht, und von der Liebe Gottes, die ausgegossen ist in unsere
Herzen. Wenn wir daran glauben und danach leben, wird das wahrgenommen,
selbst in der Umgebung mächtiger Gemeinden.
{Katharinenfest}
Einmal im Jahr, Ende Juni / Anfang Juli begeht unsere Gemeinde das
Katharinenfest. Es beginnt mit einem Gottesdienst in der
Katharinenkirche, den wir zusammen mit der Anglikanischen Gemeinde
feiern. Anschließend laden Programmangebote, Ess- und Trinkbares
und gemütliche Sitzgelegenheiten rund um die Kirche zum Verweilen
ein. Auch die Nachbarn der Katharinenkirche sind jedes Jahr mit
dabei.
{Katharinenkirche}
Der Name „Katharinenkirche” geht auf die Stifterin
Catherine Masson aus Bayswater (Liverpool) zurück, die sich 1860,
begleitet von ihrer Mutter Dunbar Masson, einer sehr wohlhabenden
Reederswitwe, zur Kur in Stuttgart aufhielt und kurz vor ihrem Tod am
20.10.1860 den Bau einer Kirche verfügte, die ihren Namen tragen
sollte. 1864 wurde mit dem Bau der Kirche begonnen. Die Einweihung fand
am 15. August 1868 durch den Bischof von Honolulu, der im Auftrag des
Bischofs von London fungierte, statt. Seit 1907 benutzten die
Alt-Katholiken das in Stuttgart bis heute als „Englische Kirche” bekannte Gebäude mit.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gotteshaus fast
vollständig zerstört. Nach dem Krieg übernahm die
alt-katholische Gemeinde die Ruine und baute sie wieder auf. Seitdem
besitzt die Anglikanische Gemeinde
ein ständiges Nutzungsrecht.
Inzwischen
ist das Kirchengebäude in die Jahre gekommen und deshalb dringend
sanierungsbedürftig. Nach einem Brand im benachbarten
Ökumenesaal, der auch Auswirkungen auf das Innere der
Katharinenkirche hatte, wurden im Zuge der Reinigungsarbeiten auch Sanierungsarbeiten
durchgeführt. Der Kirchenvorstand sah sich deshalb gezwungen, beim
Landessynodalrat der Alt-Katholischen Kirche in Baden-Württemberg
einen Kredit aufzunehmen. Derzeit arbeitet ein im Oktober 2005
gegründeter Förderverein
daran, die Schulden abzubauen und die finanziellen Mittel für weitere
Sanierungsmaßnahmen bereitzustellen.
{Kathys Vesper}
Bei „Kathys Vesper” handelt es sich um ein Diakonieprojekt
unserer Gemeinde, das sich an Menschen aus dem Viertel um die
Katharinenkirche herum richtet, die auf der Straße und in
Wohnheimen leben. Viele von ihnen sind einsam, die meisten auch
mittellos. Jeweils am letzten Sonntag eines Monats (allerdings nicht im
Januar und Februar wegen der Vesperkirche in der benachbarten
Leonhardskirche) kommen sie um 17:17 Uhr in der Katharinenkirche
zusammen, um zunächst einen kurzen Gottesdienst zu feiern
(das ist die eine Bedeutung von „Vesper”) und dann im
angrenzenden Ökumenesaal gemeinsam zu Abend zu essen (das ist im
schwäbischen Volksmund die andere Seite von „Vesper”).
Eine kleine Gruppe von Gemeindemitgliedern übernimmt die
Gastgeberrolle und organisiert das Abendessen. Geistliche der
alt-katholischen, evangelischen, evangelisch-methodistischen und
römisch-katholischen Kirche gestalten abwechselnd die unter den
Gästen sehr beliebte Andacht. Finanziert wird das Projekt allein
durch Spenden. Helferinnen und Helfer sind jederzeit herzlich
willkommen.
Spendenkonto:
Nr. 402 966
bei der Ev. Kreditgenossenschaft eG
BLZ 520 604 10
Stichwort: „Kathys Vesper”
Ansprechpartnerin:
Elisabeth Schäffner-Singer E-Mail:
{Kinder}
Wir freuen uns, dass es in unserer Gemeinde viele Kinder gibt. Sie
signalisieren uns, dass Kirche und Gemeinde eine Zukunft haben. Ihre
Anwesenheit in unseren Gottesdiensten – und die ist
regelmäßig – hat für uns eine ermutigende
Wirkung. Es ist deshalb nicht immer ruhig in unseren Gottesdiensten,
und es ist für uns auch nicht immer leicht, außerhalb von
den speziellen Familiengottesdiensten die Kinder in die Feier mit
einzubeziehen. Aber wir bemühen uns darum. Und wir zählen
dabei auf die Initiative und Mithilfe der Eltern. Dass Kinder ihren
Platz im Gemeindeleben haben, zeigt nicht nur das speziell für sie
gestaltete Programmangebot, sondern auch die Entscheidung, sie bei der
Kommunion – unabhängig davon, ob sie ihre feierliche
Kommunion gefeiert haben oder nicht – mit einzubeziehen. Konkret
bedeutet das, dass die Kinder mit in den Kreis der Kommunikanten
gehören und – wenn sie noch keine feierliche Kommunion
gehabt haben – aus der Hand ihrer Eltern ein kleines Stück
des eucharistischen Brots erhalten. Im Verlauf der dritten Klasse (das
ist allerdings nur eine Orientierung) nehmen Kinder und Eltern an einem
katechetischen Vorbereitungskurs auf die feierliche Kommunion teil.
Danach nehmen sie selbst die eucharistischen Gaben von Brot und Wein
entgegen.
Angebote für
Kinder:
Familiengottesdienste, monatlich einmal sonntags um 10:30 Uhr
Katharinenfest, einmal jährlich Ende Juni/Anfang Juli
Gemeindeausflug mit eigenem Angebot für Kinder
Adventsfeier, jeweils am 2. Adventssonntag um 14:00 Uhr
Verantwortlich
für den Religionsunterricht: Pfarrer Joachim Pfützner, siehe Kontakte
und Adressen.
{Kirchenmusik} Gute
Kirchenmusik ist uns wichtig, obwohl es in alt-katholischen Gemeinden
oft am nötigen Geld mangelt. Nach Jahren, in denen wir mit einer
elektronischen Orgel auskommen mussten, konnten wir 2008 ein
Orgelpositiv, das der evangelischen Nachbargemeinde St. Leonhard
gehört, als Leihgabe erhalten. Unsere Organisten und Organistinnen
kommen nach Möglichkeit von der Musikhochschule Stuttgart, mit der
wir uns eine noch engere Kooperation wünschen. Wir verfügen
über keinen Kirchenchor; es gibt aber eine Schola, die meistens
mehrstimmig singt, und gelegentlich finden sich auch Chöre, die
gastweise bei uns singen und einen Gottesdienst gestalten.
Hoffnungsvoll ist es, dass es in unserer Gemeinde auch eine Reihe von
talentierten MusikerInnen gibt, die es ermöglichen, dass wir uns
nicht nur auf Orgel und Scholagesang beschränken müssen.
Ansprechpartner für den Orgeldienst:
Pfarrer Joachim Pfützner, siehe Kontakte
und Adressen
{Kirchensteuer}
Was in den großen Kirchen, vor allem in der
römisch-katholischen Kirche, zunehmend diskutiert wird, stellt
für die alt-katholische Kirche in Deutschland kein Problem dar:
die Kirchensteuer. Die staatliche Gleichstellung unserer Kirche mit der
evangelischen und der römisch-katholischen Kirche beinhaltet auch
das Recht zum Einzug einer Kirchensteuer. Ehrlich gesagt: Ohne dieses
Verfahren könnten wir als kleine Kirche, die sich vor allem aus
Mitgliedern zusammensetzt, die aufgrund einer Gewissensentscheidung
beigetreten sind, nicht existieren. Da im Schnitt nur ein Drittel der
Kirchenmitglieder Kirchensteuer bezahlt, sind die Einnahmen relativ
gering. Sie reichen in den meisten Landeskirchen gerade, um die
Pfarrstellen zu finanzieren. Durch die Steuerreformen waren manche
Landeskirchen sogar gezwungen, in ihrem Bereich Stellen zu streichen.
Für die betroffenen Gemeinden bedeuten solche Entscheidungen
nichts Gutes. Es gibt in unserer Kirche keinen Priestermangel, es gibt
aber einen Mangel an Geld, der dazu führt, dass in manchen
Fällen ein Pfarrer für mehrere Pfarreien zuständig ist.
Auf der anderen Seite gibt es aber immer mehr Solidarität: Reiche
Gemeinden unterstützen arme Gemeinden, ein Solidaritätsfond
regelt die Bezahlung von Pfarrern, deren Stellen aus den
Kirchensteuermitteln allein nicht finanzierbar sind, überall im
Bistum gibt es ein hohes Spendenaufkommen.
Solidaritätsfond des Bistums:
Nr. 502 15 37 bei der Ev. Kreditgenossenschaft eG Karlsruhe (BLZ 520
604 10)
Landessynodalrat Baden-Württemberg
Sonderkonto Spenden
Nr. 510 223 41 01 bei der Baden-Württembergischen Bank Mannheim (BLZ
670.200.20)
Spendenkonto der Alt-Katholischen Gemeinde
Stuttgart:
Nr. 402 966 bei der Ev. Kreditgenossenschaft eG (BLZ 520 604 10)
{Kirchenvorstand} Der
Kirchenvorstand stellt die ständige Vertretung der Gemeindeversammlung
dar. Seine Mitglieder werden alle drei Jahre zur Hälfte
gewählt; das einzelne Mitglied ist also für eine Amtszeit von
sechs Jahren gewählt. Wiederwahlen sind möglich. Der Pfarrer
gehört dem Kirchenvorstand von Amts wegen an, ist aber (mit
Ausnahme von Nordrhein-Westfalen, wo das Staatskirchenrecht anderes
bestimmt) nicht automatisch Vorsitzender des Gremiums.
Nach der Synodal-
und Gemeindeordnung (§ 53) hat der Kirchenvorstand folgende
Aufgaben:
die
Einberufung der Gemeindeversammlung
die
Mitverantwortung für das religiöse
Leben in der Gemeinde
die
Verantwortung für die materiellen
Mittel in der Gemeinde
den
Schriftwechsel mit anderen
alt-katholischen Gemeinden, mit dem Bischof und mit der
Synodalvertretung in Angelegenheiten, die nicht die Seelsorge
betreffen, und mit den örtlichen zivilen Behörden.
In Stuttgart
zählt der
Kirchenvorstand einschließlich des Pfarrers 7 stimmberechtigte
Mitglieder. Beratende Mitglieder sind außerdem die Geistlichen
mit Zivilberuf und die Synodalen der Gemeinde.
Gewählte
Mitglieder:
Stephan Däfler
Frank Edel, Metzingen
Silke Finger-Osiw, Stuttgart
Klaus Kohl, Stuttgart
Dieter
Schütz, Stuttgart
Matthias von Wuthenau
Stimmberechtigtes
Mitglied kraft Amtes:
Pfarrer: Joachim Pfützner, Stuttgart
Beratende
Mitglieder kraft Amtes:
Diakonin mit
Zivilberuf: Dr. Dorrit Hakala, Rottenburg
Diakon mit
Zivilberuf: Michael Weiße, Stuttgart
Sitzungen
finden monatlich statt; sie sind in
der Regel öffentlich.