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{Zum Nachdenken}  Das Geleitwort des aktuellen Gemeindebriefs

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(Dez. 2005 / Jan. 2006, kontakt 149)

{(Wie) verwandelt}

Heimelig mutet das Titelbild dieser „Kontakt“-Ausgabe an. Während das Dunkel unheimlich wirkt und der Schnee an Kälte erinnert, schaffen die Lichter Wärme. Diese Gefühlswandlung ist beabsichtigt. Und das schon seit langer, langer Zeit. Schon die alten Germanen hatten Probleme mit der nächtlichen Finsternis, vor allem in jenem Zeitraum des Jahres, in dem die Nächte besonders lang waren. Da sahen sie sich von bösen Mächten bedroht: von Geistern und Dämonen, von umherirrenden Toten, aber auch von Räubern und Wegelagerern. Dem setzten sie Amulette und Räucherwerk entgegen. Und eben auch grüne Zweige, die sie in ihren Häusern aufhängten. Das Grün war ihnen ein Zeichen für die göttliche Kraft des Lebens, das sich durch die Kälte des Winters nicht besiegen lässt. Diese Lebenskraft sollte sich auf Mensch und Tier übertragen. Man nimmt an, dass in diesem Brauch die Wurzel für das Aufstellen geschmückter Tannenbäume an Weihnachten steckt.

Obwohl wir heute per Knopfdruck die Finsternis abstellen können, hat die Nacht auch bei uns nichts an Unheimlichkeit eingebüßt. Nach einem schlechten Traum neige ich immer noch dazu, für eine Weile das Licht einzuschalten und mich lesend abzulenken. Aus Babysitterzeiten weiß ich, wie wichtig es Kindern beim Einschlafen ist, dass die Schlafzimmertür einen Spalt aufbleibt und dass vertraute Geräusche in der Wohnung hilfreich sind.

Nacht und Kälte stehen aber auch für andere unheimliche Erfahrungen, selbst wenn sie nicht nachts stattfinden. Ein Erdbeben wie zuletzt das in Pakistan hat die davon betroffene Bevölkerung in eine schreckliche Nacht gehüllt. Ein plötzliches Unglück wird als nächtlicher Einbruch empfunden. Psychisch kranke Menschen sehen sich von einer Nacht umgeben, in der alles als schwarz, leer und sinnlos erscheint. Mystiker sprechen von der dunklen Nacht der Seele, in der sie Gott nicht wahrnehmen können.

Kein Wunder, dass wir uns, wenn es finster und kalt ist, nach Licht und Wärme sehnen. Die Kerzen, die wir während der Adventszeit anzünden, kommen dieser Sehnsucht entgegen. Sie tun es langsam: Woche für Woche. Das vergrößert die Sehnsucht. Und es schafft einen Höhepunkt, wenn wir am Heiligen Abend dann die vielen Lichter am Christbaum entzünden. Sie vertreiben tatsächlich die Finsternis. Sie verleihen unseren Wohnungen Glanz. Manchmal wird dieser Glanz noch durch Lametta und bunte Kugeln verstärkt. Viele Menschen fühlen sich dadurch wie verwandelt. Vielleicht spüren sie im Glanz der Lichter und im Duft der Tannenzweige etwas von der Nähe Gottes. Sie will uns ja berühren und öffnen. Sie will uns dort erreichen, wo wir leben und daheim sind. Und sie will uns eintauchen in jenen Frieden, den auch unser Titelbild ausstrahlt.

Das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen. In diesem Sinne: Frohe und gesegnete Weihnachten!

Ihr Joachim Pfützner

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Ältere Geleitworte "Zum Nachdenken" sind unter der Rubrik "Texte" im Archiv nachzulesen.

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