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{Zum Nachdenken}  Das Geleitwort des aktuellen Gemeindebriefs

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(Febr. / März 2006, kontakt 150)

{Wir suchen das Leben, nicht den Tod}
Altarkreuz in St. Katharina
Das Titelbild dieser Kontakt-Ausgabe zeigt das Altarkreuz in unserer Kirche St. Katharina. Es stellt ein Zentrum der kirchlichen Einrichtung dar. Das ist nicht selbstverständlich. Das ganze Jahr über auf den Augenblick im Leben Jesu zu schauen, der sein Leiden und Sterben festhält, kann auch Widerstand hervorrufen. In der Öffentlichkeit hat es diesen Widerstand immer wieder gegeben. Vor allem Nichtchristen haben geltend gemacht, dass sie der Anblick eines zu Tode Gemarterten stört. Was sehen wir im Kreuz Jesu Christi?

Das Kreuz auf dem Altar in unserer Kirche St. Katharina ist nicht das einzige im Kirchenraum. Gleich an der Orgel steht noch ein Prozessionskreuz. Und dieses enthält statt des Gekreuzigten einen Edelstein. Wie wertvoll er ist, weiß ich nicht. Aber er signalisiert mir, dass das Kreuz – und zwar nicht der Einrichtungsgegenstand, sondern das Kreuz an sich – etwas Wertvolles ist. Dabei kommt es offensichtlich nicht auf das Bild des Gekreuzigten an, sondern auf den Symbolgehalt des Kreuzes. Der aber beinhaltet mehr als das Leiden und Sterben Jesu. Denn dieser nur schwer nachvollziehbare Weg mündet ja unserem Glauben gemäß in ein neues Leben bei Gott, zu dem Jesus auferweckt wird. Das Kreuz spricht also nicht nur von Leiden und Tod; es spricht auch vom Leben, das stärker ist als der Tod. Und es sagt uns, dass wir alle diesen Weg vom Tod ins Leben bei Gott gehen werden. Der Weg Jesu ist unser Weg, wenn wir auch andere Wege in den Tod gehen als er.

Doch davon möchten wir am liebsten nichts wissen. Wer denkt schon gern über seinen Tod nach? Ob sich deshalb vielleicht manche gegen ein Kreuz mit Korpus, also mit dem sterbenden Jesus daran, wehren? Es steckt uns offensichtlich tief in den Knochen, der Wirklichkeit des Todes aus dem Weg zu gehen. Wir suchen das Leben, nicht den Tod.

Genau diese Sehnsucht aber will das Kreuz mit dem Gekreuzigten aufnehmen. Es sagt uns, was ist: Nämlich dass wir überall um uns herum Leiden und Tod wahrnehmen und dass wir selbst davon nicht ausgeschlossen sind. Und es ruft uns dazu auf, nicht an dieser Wirklichkeit stehen zu bleiben. Denn davon hat Christus uns erlöst. Mit ihm ist uns mehr verheißen als Leiden und Tod. Mit ihm leben wir – heute und alle Tage und in Ewigkeit. Wer in eine Kirche eintritt, soll beim Anblick des Kreuzes wissen: Hier sind Leiden und Tod schon überwunden. Hier berührt uns die Verheißung des Lebens. Hier (und in dieser Gemeinde) darf ich danach suchen. Und die, die sich hier versammeln, suchen ebenso danach.

Die bevorstehende Fastenzeit ist, so gesehen, eine Suchzeit nach der Verheißung des Lebens.

Joachim Pfützner

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